Saftiges Steak, gut gewürzte Bratwurst oder eingelegter Schafskäse: Sommerabende mit etwas Gegrilltem sind etwas Schönes! Wahlweise wird das gute Stück auf einem Elektro-, Gas- oder Holzkohlegrill aufgelegt.
Entscheiden wir uns für Holzkohle, gibt die Größe der Tüte bzw. der Preis den Ausschlag für den Kauf. Uns ist nicht bewusst, dass wir damit meistens Urwald verheizen. Wir wissen zwar über die Artenvielfalt und die Schönheit eines Urwaldes, doch dass der Einkauf von Grillkohle mit der Vernichtung dieser unwiederbringlichen Einzigartigkeit zu tun hat, verrät uns keine Aufschrift. Auf dem Grill aber geht der Urwald in Flammen auf!
Die Organisation WWF und das ARD-Fernsehen haben untersucht, woher unsere Holzkohle stammt: In 40% der untersuchten 14 Holzkohlemarken findet sich Tropenholz, so die Analyse von Holzwissenschaftler*innen des staatlichen Thünen-Instituts. Auch zertifizierte Holzkohle (Industrielabel FSC und PEFC) bietet keine Sicherheit. Illegaler Holzeinschlag und Raubbau sind auf der ganzen Welt ein gutes Geschäft. Deutschland importiert pro Jahr rund 250.000 Tonnen Holzkohle, ein Drittel davon von Händlern aus Polen. Über dieses Land wird auch Tropenholz aus Drittländern gehandelt, z.B. aus Nigeria – dem Land mit der höchsten Entwaldungsrate, welches in den letzten 20 Jahren die Hälfte seiner Tropenwälder verloren hat. Gefunden wurden 157 Holzarten, manche davon auf der Liste des Washingtoner Artenschutzabkommens für bedrohte Arten. Europäische Ware garantiert leider ebenso wenig Sicherheit vor unrechtmäßigem Holzeinschlag z.B. aus den letzten europäischen Urwäldern der Ukraine und Rumäniens. Sogar in Nationalparks z.B. in den Karpaten werden Jahrhunderte alte Buchen gefällt und zu Holzkohle verarbeitet. Nach Angaben von Interpol stammt ein großer Teil des Holzkohlegeschäfts von organisierter Kriminalität.
Die einzigen deutschen Holzkohlehersteller sind demnach Profagus (Marke Premium Buchen Grill-Holzkohlebriketts) und Nero Grillkohle aus dem Stadtwald von Saarbrücken. Gute Alternativen sind beispielsweise auch Maiskolben-Spindeln oder Briketts aus Olivenkernen – ein Abfallprodukt aus der Olivenöl-Pressung, Sie finden inzwischen viele verschiedene Marken.
Von Hildegard Zimmer und Rita Kotschenreuther
Zum Weiterlesen und Vertiefen Bundesinformationszentrum Landwirtschaft vom 26.08.2020