Wenn wir uns neue Dinge anschaffen freuen wir uns – zumindest eine gewisse Zeit lang – über diesen Gegenstand, der vollkommen einwandfrei ist und evtl. neue Vorzüge zu bieten hat.
Aber was ist bei der ersten kleinen Schramme am Tisch, den sich einstellenden Flusen am Pulli, einem kleinen Flecken am T-Shirt, einer Delle am Auto, einer winzigen herausgebrochenen Ecke an der Hauswand oder an der Terrasse, einem Rotweinfleck auf der Tischdecke?
Unser Wunsch nach Perfektionismus bezieht sich heutzutage nicht nur auf die Dinge, die uns umgeben, sondern auch auf zwischenmenschliche Ansprüche und alle Lebenslagen. Natürlich muss auch der eigene Körper möglichst optimiert sein.
Dies setzt uns permanent unter Druck, alles wieder auf das Bestmögliche zu bringen. Allein die Werbung zeigt uns nur makellose Menschen in makellosen Häusern oder Wohnungen. Wenn wir mit den Dingen allerdings immer den Zustand des Perfekten erreichen wollen, bedarf es der häufigen Nutzung von Ersatz oder zumindest von Material und Energie (und Geld), die Gegenstände wieder in den einwandfreien Zustand zurückzubringen. Dieses Ideal von unserer Welt reibt allerdings die Ressourcen unseres Globus auf, ob es Material oder Energie ist.
Vielleicht gibt es ja die Möglichkeit, Dinge bewusst lange zu nutzen, auch wenn sie nicht (mehr) ganz perfekt sind? Auch Gebrauchtes zu verwenden, das andere schon genutzt hatten? Eine schöne Serie in der Frankfurter Rundschau am Wochenende zeigt originelle Provisorien, die sich Leute ausgedacht haben, um Gegenstände wieder gebrauchsfähig zu machen. Ideen und Kreativität sind gefragt – für Nachhaltigkeit und unser aller Weiterleben!
Von Hildegard Zimmer